Arbeiten Das Fliegende S


Fliegende Spaziergangswissenschaften mit unseren nomadischen Möbeln

Noch nicht ausgeschöpfte gestalterische Potenziale für partizipative Projekte werden über unsere stadtforscherischen Annäherungsprozesse sichtbar: bespielbare Zwischenräume, kultureller Austausch, Leerstandsnutzung, touristische Attraktivität, Neuverteilung von Räumen und die Sensibilisierung für die Stadtlandschaft. Wir entdecken gemeinsam neue heterotope Räume, um den Status quo von Stadt- und Landschaftsräumen zu verändern und zu hinterfragen. Durch stetiges Auftauchen, langanhaltende Beobachtungen und Perspektivwechsel sowie eine enge, offene und flexible Erprobung von Gemeinschaftsräumen mit den Menschen vor Ort binden wir die Potenziale der Stadtbewohner:innen und ihrer Lebensräume.

Über nomadische Wanderbewegungen und urbane Spaziergänge mit unseren mobilen Stadtmöbeln brechen wir gewohnte Alltagsstrukturen und die Sesshaftigkeit des Stadtgeschehens auf. Wir schließen uns über unsere Möbel mit Imbissen, Geschäften und Einrichtungen der Stadt installativ zusammen, damit alle Stadtbeteiligten sich als eigenständige Akteure ihres Stadtteils erleben und ihre Raumbedürfnisse einbringen können. Mithilfe des gemeinsamen Aufbaus unserer Möbel binden wir auf dem Platz alle Menschen vor Ort sofort ein. Die Modularität unserer upygecycelten Möbel ermöglicht vielfältige Kombinationsmöglichkeiten und variable Nutzungen.



Unser Baulabor
Unsere Motivation ist es, spekulative Neugier und Experimentierfreude für künstlerisch-forscherische und performative Ansätze in unserem Baulabor zu entfachen. Dazu stellen wir Werkbänke auf und bauen mit den Bewohner:innen im öffentlichen Raum. 

Wir setzen elektrische und manuelle Handwerkzeuge wie Japansägen, Akku- und Handbohrer sowie Schleifklötze ein. Gemeinsam mit den Bewohner:innen entsteht ein offener Prozess, in dem wir zu unterschiedlichen Themen experimentelles Prototyping oder gemeinsames Bauen realisieren. Dabei bauen wir mit upgecycellten Materialien, die wir mit den Bewohner:innen im Sinne unserer nomadischen, körperlichen Community Art und des Social Engaged Design zwischen Design, Kunst und Experiment weiter spekulativ erforschen wollen.

Wir beziehen die unschlagbare Expertise aller, teilweise auch unsichtbarer, Stadtakteure in unsere situative Gestaltung mit ein. Hier üben, bündeln und stoßen wir eigene Gestaltungskräfte, unser Körpergefühl und unsere Handlungsfähigkeit sowie innere und äußere Veränderungsprozesse der Stadt und ihrer Akteure an. Durch das künstlerische, gemeinschaftliche Handeln halten wir gemeinsam Erfahrungsräume und Verantwortungen und probieren vielfältige, physisch performative und installative Berührungs- und (nonverbale) Kommunikationsmöglichkeiten zur Aushandlung von (im)materiellen Räumen und Grenzen aus.

Über nomadische, ortsbezogene Interaktionen unseres Baulabors und in unterschiedlichen Stadtgefügen schlagen wir eine Brücke zwischen dem Alltag und der Kultur, den vielfältigen Akteuren der Stadt und ihren Situationen. Über den gemeinsamen Gestaltungsprozess werden wir zusammen mit allen Partizipierenden zu einem Körper / Fliegenden S.


Die Tunkomaten

Die Tunkomaten sind kleine, handbetriebene, mechanisch-analoge Maschinen aus Holz, die über eine Schiebebewegung, die nur zu zweit angetrieben werden kann, jeweils einen humorvollen Serviervorgang wie Schütten, Schmeißen, Schneiden, Tunken oder Schieben auslösen.

Im April 2023 bauten und entwickelten wir diese zusammen mit Burbacher:innen und Völklinger:innen innerhalb unseres experimentellen Baulabors. Über unsere körperlichen, erlebnisorientierten Bau- und Gemeinschaftsaktivitäten in Burbach und Völklingen boten wir allen Partizipierenden, besonders Kindern und Jugendlichen, einen offenen, selbstständigen und experimentellen Umgang mit Werkzeug und der Auseinandersetzung miteinander an.

Unsere gemeinschaftliche Social Engaged Design- und Commoning-Praxis zeigte, dass jede beteiligte menschliche Energie für ein nachhaltiges, nachbergbauliches Burbacher und Völklinger Zusammenwachsen entscheidend ist. 

Unsere tunkomatischen Konnektoren, die im Rahmen von performativen Essens-Happenings an einer großen Tafel zusammengeschlossen wurden, regten an, diese menschlichen Energien, Perspektiven und Lebensformen kollektiv und mindestens zu zweit durch Anschieben körperlich-kommunikativ auszuhandeln und emotional zu erleben. So wurden Burbacher und Völklinger Gemeinschaftsorte in ihren Stadtlandschaften angekurbelt, etabliert und verfestigt.


TunkoMatisch!
Eine interaktiv-forschende, interdisziplinäre, konnektive Ausstellung zur Verwachsung einer Burbacher Gemeinschaft

Innerhalb einer tunkomatischen Ausstellung in Kooperation mit dem Kulturverein Burbach haben unsere Tunkomaten im September für einen Monat Platz im Kulturverein gefunden und es wurde weiter getunkt, geschmissen, geschoben, geschüttet oder geschnitten. Als kleine Spezialität von, für und mit Burbach entwickelten wir gemeinschaftlich den Burbacher Keks, den „Burback“ (süß und salzig), in welchem neue, individuelle Burbacher Rezepte miteinander verknetet und dadurch vielfältige Geschmacksrichtungen sowie die Internationalität Burbachs in sich vereint wurden. Über den Erlebnisparcour der Maschinen konnte der Keks in unterschiedlichen partizipativen Essenperformances konsumiert werden, wobei wir seine recycelbare Plastikverpackung gesammelt haben, um diese nach der Ausstellung zu einem Burbacher Stuhl zu verwerten, der die energetische Partizipation der Burbacher:innen an den Tunkomaten fortdauernd im Kulturverein spielerisch-haptisch konserviert. 

Durch eine intensive Begleitung vielfältiger Veranstaltungen des Kulturvereins beim Sprachcafé, Frauentreff und Vorträgen hat sich eine performative Backgruppe für eine große Portion salziger Burbacks zusammengefunden, die unser performativ-kulinarisches, abschließendes Tunkomaten-Event vor der Haustür und im Kulturverein mit zahlreichen Mitwirkenden belebt und aufgemischt hat. Dieses sozial-klebrige Gemeinschafts-Erleben hat hungrige Lust auf mehr Burbach und mehr „Burbacks“ gemacht.

Wir, das Fliegende S, und unsere Tunkomaten kommen wieder!