Arbeiten Janis

„f_r_iction in the space be_tween“ (2023)
„f_r_iction in the space be_tween“ ist ein performativer Audiowalk, der ausgehend von europäischen Reiseschriftsteller:innen koloniale Kontinuitäten verhandelt und sich auf die Suche nach Gegenerzählungen begibt. 

Es geht um weibliches und queeres Schreiben, aber auch um ein Gehen oder Bewegen in der Welt als Frau, queere Person und als BIPoC (Black, Indigenous, Person of Colous dt.: Schwarze Personen, Indigene Personen und Personen of Colour) : sei es beim Reisen, aber auch durch den alltäglichen Stadtraum.

Der Walk ist individuell oder als Gruppe begehbar. Als Gruppe ergibt sich ein choreografisches Bild – die Menschen werden durch Handlungsanweisungen im Audio teilweise zueinander in Bezug gesetzt oder aufgefordert, sich zum Stadtraum zu verhalten, während sie den Texten lauschen.  

Die Arbeit entstand in hauptsächlicher Zusammenarbeit mit Linda Jiayun Gao-Lenders sowie anderen Kompliz:innen und städtischen Akteuren wie der Semra Ertan Initiative. Der künstlerische Arbeitsprozess gliederte sich in Literaturrecherche, einer Praxis des Gehens und feministischen Aneignung des Driftens und Flanierens (vgl. Situationistische Internationale).

Während der Produktionsphase fand ein Lab statt, das die Teilnehmer:innen dazu einlud, durch kollaboratives Schreiben zum Thema Schreiben selbst sowie dem Thema Kunstschaffen und Reisen als Frau und queere Person zu reflektieren und choreografische scores (Handlungsanweisungen) im Stadtraum auszuprobieren. In einem partizipativen Telegramkanal wurden scores mit den Teilnehmer:innen ausprobiert, die später Eingang in die Audiospur fanden. 

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Jesse James oder was der Kommunismus war (2020 – 2022)
(Jirotka, Gao-Lenders, Scharifi, Anousha, Nguyễn)

In der Theaterperformance „Jesse James oder was der Kommunismus war“ nähern sich drei Performer:innen den postsozialistischen Erinnerungen dreier Väter an und fragen sich: „Was ist das Bild der zweiten Generation auf ‚den Kommunismus‘ und auf diejenigen, die ihn erlebt haben?“

Die Performer*innen bewegen sich zwischen Interviewfragmenten, Sound- und Videocollagen ­– sie versuchen und scheitern: an Vaterfiguren, an Online-Aerobic-Dance-Classes und sozialistischen Sportparaden, an maskulinen Helden, Corona-Krisen-Kapitalismus, an Repräsentationsfragen des Übersetzens. 

„Was ist unser Bild, die wir in der ‚kapitalistischen Gegenwart ohne Alternative‘ aufgewachsen sind, von der Zukunft? Welche Auseinandersetzung mit ‚dem Kommunismus‘ ist uns vor dem Hintergrund der Väter-Biografien möglich? Müssen wir mit einer Revolutions-Nostalgie aufräumen oder uns mit dem Begriff versöhnen?“

Die Idee für die Performance „…oder was der Kommunismus war“ gewann den Nachwuchswettbewerb START OFF des LICHTHOF Theaters 2020 mit einhergehender Projektförderung. 

Die kollektive künstlerische Recherche fand in Zusammenarbeit mit Reyhaneh Scharifi, Nguyễn Quốc Tuấn, Linda Jiayun Gao-Lenders, Shahab Anousha, Max Mandery und Michaela Jirotka statt. Aus Interviews und Gesprächen mit Vätern und Geschwistern über Erinnerungen und weitergetragenen Familiengeschichten entstanden Texte und Reflexionen aus der Perspektive der zweiten, (post-)migrantischen, postsozialistischen Generation, die west-sozialisiert oder westorientiert aufgewachsen ist.

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