Seit 2021 begleitet der Designer Lukas Wegwerth die Entwicklung der Architektur und hat diese gemeinsam mit Prof. Nikolaus Hirsch und Prof. Dr. Michel Müller weiterentwickelt.

Crespo Foundation (CF): Was war dir bei der Weiterentwicklung besonders wichtig?

Lukas Wegwerth (LW): Als mobiler Bau wird das fliegende Künstlerzimmer an viele verschiedene Orte reisen. Bei der Weiterentwicklung haben wir zunächst über eine elementare Konstruktion nachgedacht, die so leicht wie möglich ist und mit möglichst niedrigem Aufwand transportiert werden kann, dabei aber resistent gegenüber dem Verschleiß ist, der durch mehrfaches Auf- und Abbauen entstehen wird. Ein weiterer grundlegender Aspekt bei der Weiterentwicklung war Veränderbarkeit: Uns war wichtig, dass die Konstruktion genügend Offenheit für neue Ideen oder sich verändernde Umstände zulässt und ein Nachleben mit eventuell komplett neuer Bestimmung möglich ist. Durch die Austauschbarkeit einzelner Segmente kann das fliegende Künstlerzimmer wachsen oder schrumpfen. Die Konstruktion ist darauf ausgerichtet, in der Zukunft möglichst viel Veränderung zuzulassen.

Und mehr noch: Das fliegende Künstlerzimmer besteht zum größten Teil aus nachwachsenden Rohstoff en und ist ressourcenschonend gebaut. Wir wünschen uns, dass es mit seiner Umgebung Synergien eingehen wird.

CF: Wie hat der ländliche Raum dein Design beeinflusst und welche Rolle spielt nachhaltiges Bauen für dich?

LW: Ich bin auf dem Land aufgewachsen und vor Kurzem zum Teil dorthin zurückgekehrt: Ich lebe zwischen Berlin und Grebenhain, einem kleinen Dorf in Hessen. Für mich ist diese Abwechslung zwischen ländlichem und urbanem Raum sehr wichtig und produktiv. Wir bauen eine Werkstatt in Grebenhain auf, in der wir uns hauptsächlich mit Holzbau beschäftigen werden. Wir wollen eine eigene Materialquelle etablieren, die es uns ermöglichen wird, die Herkunft des verbauten Holzes nachzuvollziehen. Daher ist die Werkstatt eng mit einem Mikro-Sägewerk verbunden.

Wir haben festgestellt, dass einige unserer Experimente im ländlichen Raum sehr viel einfacher und besser umsetzbar sind als im enger werdenden städtischen Raum. Dieser räumliche Vorteil, aber auch der sehr direkte Zugang zu nachwachsenden Materialien interessieren mich sehr. Nachhaltig bauen bedeutet für mich unter anderem, dass wir lokale Ressourcen achtsam und sparsam einsetzen. „Wie können wir mit dem, was wir vor Ort haben, sinnvoll und langlebig bauen?“ Dafür kann man im ländlichen Raum sehr viele Beispiele finden – hauptsächlich in Form von historischen Gebäuden. Es gibt also viel altes Wissen, das scheinbar in Vergessenheit geraten ist. Schindeln sind ein Beispiel hierfür: Sie sind ein hoch effizienter Schutz gegen Witterung. Sie sind sehr dünn, sodass sie schneller trocknen, als ein Pilz sie angreifen kann. Es gibt viele ähnliche Beispiele, die zeigen, dass modernes langlebiges und verantwortliches Bauen auf historischem Wissen aufbauen, es anwenden und potenziell weiterentwickeln kann.

(Das Interview ist ein Auszug aus unserer FlieKü-Publikation.)